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MAGAZIN

Harmonie der Gegensätze: Das Malerpaar Manuela Sambo und Daniel Sambo-Richter

Foto: Links - Daniel Sambo-Richter und Manuela Sambo ©Bärbel Möllmann. Rechts - Einige von Manuela Sambo (oben) und Daniel Sambo-Richters (unten) Arbeiten in seinem Atelier. Foto ©Regine Wosnitza.

Manuela Sambo und Daniel Sambo-Richter sind ein gutes Beispiel für künstlerische und private Zusammenarbeit auf ganzer Linie. Seit 1986 sind sie ein Paar und teilen sich ein Atelier. In ihrer neuen Ausstellung Magnetfeld eröffnen sie einen künstlerischen Dialog zwischen den unterschiedlichen Traditionen: auf der einen Seite die Angolanerin Manuela Sambo, die sich der Darstellung afrikanischer Frauen mit den dazugehörigen Fragestellungen zu Weiblichkeit, Zwängen und sozialen Normen verschrieben hat, auf der anderen der Deutsche Daniel Sambo-Richter, dessen eher abstrakte Kunst auf der europäischen Tradition beruht.

 

Manuela Sambo hat sich das Malen autodidaktisch beigebracht. Sie entstammt einer angolanischen Familie mit reicher kultureller und akademischer Tradition – ihr Vater galt als der beste Naturmediziner Angolas, ihr Bruder ist der Leiter der Weltgesundheitsorganisation in Afrika. Sie kam 1984 mit einem Stipendium nach Leipzig, um Germanistik zu studieren. Daniel Sambo-Richter lernte sie in Dresden kennen.

 

Daniel Sambo-Richter studierte Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und war prämierter Stipendiat verschiedener Kultureinrichtungen in Berlin und Brandenburg. Sein künstlerisches Schaffen fügt sich in eine durch und durch europäische Ästhetik ein. In seinen Arbeiten wechselt sich markant Abstraktes mit besonderem Augenmerk auf Formen und Farben mit figürlichen Abbildungen ab – Landschaften, Darstellungen von Soldaten, Neugeborenen, alltägliche Menschen. 

 

Obwohl sie ein Atelier teilen, besitzen beide ihren eigenen Rückzugsraum und greifen nicht in den Schaffensprozess des jeweils anderen ein. Entsteht da nicht eine gewisse Rivalität zwischen den Künstlern? Im Gegenteil, für Daniel Sambo-Richter ist es ein Mehrwert, mit einer Malerin zusammen zu wohnen: „Wir tauschen immer Ideen aus, nicht nur über unsere eigene Arbeit, sondern auch über andere Maler, Ausstellungen, Künstlerbiografien… Diese Themen sind ein ganz selbstverständlicher Teil unserer Unterhaltungen – der Austausch gehört zu unserem Alltag dazu.“ 

 

Dieser konstante Austausch von Erfahrungen prägte auch den Weg Manuela Sambos. Für die Geisteswissenschaftlerin war die Malerei zu Anfang nur ein Hobby. Durch ihren Ehemann ermutigt, der ihr Talent erkannte, begann sie dann der Malerei mehr Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken. Daniel Sambo-Richter unterstützte sie bei der technischen Umsetzung – die Wahl der Farben, der Materialien, und wie man sie einsetzt – ohne ihr jedoch eine bestimmte Linie aufzuzwängen. Er öffnete ihr lediglich die Türen und gab ihr das Handwerkszeug, um ihren eigenen Weg zu finden. Zur gleichen Zeit begann sie, ihre afrikanischen Wurzeln wiederzuentdecken, die sie nun durch die Entfernung wieder stärker zu spüren begann. Ihre Bilder beschäftigen sich mit der Frage der weiblichen Identität und sind in ihrem Stil von der Kultur Angolas geprägt. Ihre Faszination für das menschliche Gesicht ist von Beginn an in ihren Arbeiten präsent, und spiegelt sich in Masken oder der Darstellung afrikanischer Frauen wider, oftmals in kräftigen Farben, die sich in die Darstellungstradition des Kontinents einfügt.

 

Seit ihren Anfängen als Malerin bis zu dem Punkt, an dem sie sich selbst wirklich als solche sah, hat Manuela Sambo ihre Werke schon in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, darunter in Berlin, Bayreuth, Griechenland und Luanda, der angolanischen Hauptstadt. Doch mehr als das Präsentieren ihrer Bilder schätzt sie den Dialog mit anderen Künstlern: „Als Maler ist man manchmal wie ein Autist, man konzentriert sich nur auf seine eigene kleine Welt. Ich finde es sehr spannend, in Dialog oder mitunter auch in Konflikt zu treten mit einer anderen Art zu arbeiten, sich auszudrücken, die Kunst zu sehen. Besonders mag ich es, Arbeiten gegenüberzustellen, die auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so viel miteinander zu tun zu haben scheinen. Ich mag Sachen, die nicht harmonisch sind, eher solche, die sich widersprechen.“

 

Das trifft auch auf die Ausstellung Magnetfeld zu. In dieser Ausstellung entschied sich Daniel Sambo-Richter, den stilisierten Frauen von Manuela Sambo ausschließlich abstrakte Bilder gegenüberzustellen. „Für die Besucher ist es interessanter, Sachen zu sehen, die vielleicht nicht zusammenpassen und die in sich eher verschieden sind. Das regt zum Nachdenken an, man muss sich Gedanken machen und Zusammenhänge herstellen – oder etwas anderes darin finden“, meint die Malerin aus Angola.

 

 

Text: Ines Thomas Almeida

Übersetzung: Johannes Reiss

Lektorat: Sofie Schulz

 

  

 
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Ines Thomas Almeida

Inês Thomas Almeida wurde in der Dominikanischen Republik geboren und wuchs in Portugal als zweisprachiger und dualer Staatsbürger auf. Sie zog nach Deutschland, um an der Hochschule für Musik und Theater Rostock Gesang zu studieren. Einige Jahre nach ihrer Niederlassung in Berlin gründete sie das Online-Magazin Berlinda (2010).

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