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MAGAZIN

Interview mit Rui Pedro Tendinha, Journalist des berühmtesten portugiesischen Kinos in Hollywood

Foto © Duas Mariola Filmes

Berlinda hat Rui Pedro Tendinha in der Berlinale getroffen. Während des berliner Filmfestivals haben wir es geschafft, ihn für kurze Zeit für ein Interview über die Berlinale und die portugiesische Präsenz festzuhalten, die dieses Jahr Portugal und Brasilien sehr stolz gemacht hat. Geboren 1971 in Luanda, ist Rui Pedro Tendinha vielleicht der bekannteste portugiesische Kinojournalist , der die meisten Hollywood Stars interviewt hat. Angefangen hat er in der Zeitschrift Blitz, er hat im Shortcutz Lisboa Programm gemacht und hat 3 Dokumentarfilme gedreht. Momentan schreibt er für die Zeitung Diário de Notícias , die Oscare Verleihung kennt er wie kein anderer. A propôs, können Sie morgen den 26. Februar die Oscar Verleihung verfolgen im, Sic Caras und rausfinden wer die Großen Gewinner dieses Jahres sind wie z.B. “La La Land”, von Damien Chazelle.

  
Rui Pedro Tendinha hat sein eigenes Programm beim Sender Sic Radical, “Cinetendinha” und arbeitet gleichzeitig bei “E- Especial” beim Sender SIC und “Mais Mulher” bei SIC Mulher. Rui Pedro Tendinha ist also ein Expert in Sachen Kino und ist in den größten Filmfestivals auf der ganzen Welt zu Hause. Er besucht die Berlinale schon seit 17 Jahren.
Wir haben also die Gelegenheit genutzt mit Ihm über die Rolle der Berlinale in den europäischen Filmfestivals zu sprechen. Wir haben Ihn nicht nach Prognosen für die diesjährige Oscar Verleihung gebeten, denn damit könnten wir bestimmt den ganzen Tag verbringen und so viel Zeit haben wir nicht. Wir haben auch über Berlin gesprochen, die Stadt, die Seiner Meinung nach sich immer wieder neu entdecken lässt und deshalb nie langweilig wird.
 
Welcher Film hat dir bei dieser Berlinale am besten gefallen?  
Mein Lieblingsfilm dieses Mal ist der chilenische Film “Una Mujer Fantástica” (von Sebastián Lelio). Das war der Film, der mir am meisten Freude beim Zuschauen gegeben. Ich glaube das ist ein Film über Sinnliche Vergnügen, über Musik, über seht starke Bilder. Zwar ist es ein Film, der über jemand handelt, der Opfer von Bullying, von einer Gesellschaft mit vielen Vorurteilen ist, aber dennoch eine unfassbare Schönheit vermittelt. Vor allen Dingen wenn Sie (Daniela Vega) die Augen schließt und sich vorstellt  in einem Musical zu sein.

 

Was hälst du von der beindruckenden Präsenz portugiesischsprachiger Filme dieses Jahr?
Ich glaube, es war sehr wichtig, dass dieses Jahr diese „Invasion“ portugiesischer und brasilianischer Filme stattgefunden hat. Brasilianische Filmemacher waren gestern in der offiziellen Session und Protest “Fora Temer, Fora Temer” dabei. Der ganze Berlinale Palast hat applaudiert. In Portugal mit diesen ganzen gefährlichen Nachrichten über das Portugiesische Kino, ist es ein gutes Zeichen, dass so viel Zustimmung zustande kommt. Und bei den guten Filmen, sind wir sehr begeistert. Mir haben die Filme sehr gut gefallen, abgesehen von einem, den ich aber hier nicht nennen will.. Aber ich denke das sind wirklich Filme mit viel Wert, die es verdient haben hier in Berlin zu sein.

 

Woran liegt es deiner Meinung nach, dass die Berlinale als eins der größten Filmfestivals der Welt bezeichnet wird?
In Sachen Publikum ist es das größte. Es ist ein Fest auch für die Berliner und für die Stadt. Es ist nicht so wie Cannes, geschlossen und nur für die Filmindustrie, schwierig reinzukommen. Hier ist es wirklich ein Fest mit großen Dimensionen, in der ganzen Stadt. Ich mag diese feierliche Atmosphäre. Es ist ein Festival wo man sich auch amüsieren kann, es ist nicht nur eine Art von Kino. Ich mag diesen Kontrast bei der Berlinale, der einzigartig ist. Die meisten Festivals entscheiden sich nur für eine Linie, hier gibt es viele verschiedene. Es gibt eine eigene Dichotomie zwischen dem Forum und dem Panorama, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Mir gefällt das.

 

Sind alle Filme bei der Berlinale gut  der gibt es auch schwächere Filme?
Heutzutage riskiert man viel in den Festivals. Es werden viele Filme ausgesucht, die aber nur dazu dienen neue Wege zu gehen und Experimente zu machen. Natürlich sind dann einige ein Reinfall, aber man sollte die schlechten Filme beobachten, denn sehr oft entstehen da Ideen die man ausarbeiten kann, das ist sehr interessant. Die Berlinale hat viele Filme, Sie ist sehr Groß und inspiriert andere Festivals. Die Berlinale ist das erste Festival im Kalenderjahr, die Filme  haben dann noch eine lange Reise vor sich  Genau das ist letztes Jahr passiert mit “Cartas da Guerra” (Ivo Ferreira). Der Film hatte noch einen großen Erfolg in den weiteren Festivals.
 
Du glaubst also, dass die Berlinale den Regisseuren besondere Möglichkeiten bietet?
Ja. Ein Film hier, in Cannes oder Venedig, in Sachen europäische Festivals, reich für den kommerziellen Erfolg und Verkauf. Nur wenn es sehr schlecht läuft profitiert ein Film nicht davon. Natürlich gibt es Filme die ausgebuht werden und die schlecht laufen können. Ich habe schon viele gesehen, die hier Ihren Ruf ruiniert haben, weil der Film nicht gut war – insbesondere, wenn die Erwartungen hoch sind. Aber bei den portugiesischen Filmemachern, abgesehen von Salaviza, gab es keine großen Erwartungen, und das ist gut so.
Während dieser 10 Tage Berlinale schläfst du nicht oder? Wie meisterst du das? Gehst du zu allen Partys?
Tja, man schläft nicht viel. Aber ich gehe nicht zu allen Partys, das ist der Trick. Es sieht zwar so aus aber es ist nicht so (lacht). Dieses Jahr war ich nur auf zwei. Es geht viel über Redbull. Es ist sehr schädlich, ich komme in Lissabon krank an. Es ist wichtig wach zu bleiben und man braucht andere Substanzen um wach zu bleiben. Manche Filme werden vielleicht vernachlässigt, weil wir müde sind.

 

In deiner Laufbahn als Film Journalist hast du mehr Hollywood oder portugiesische Schauspieler interviewt?
Hollywood. Letztes Jahr habe ich die Oscars gemacht und da waren Sie alle und ich konnte mit allen reden. Es entsteht eine gewisse Nähe. Sean Penn z.B. erkennt mich schon und nennt mich “Portugiesen”. Das ist so: Portugiese zu sein bedeutet aus einem kleinen Kreis zu kommen und ich kenn viele Menschen, weil ich mich in der Szene auskenne. Aber es ist lustig zu beobachten, dass in Hollywood alles organisierter ist und die Interviews nicht scheitern. Z.B. morgen werde ich Hugh Jackman interviewen und das was abgemacht ist, kommt auch zustande. Ich komme da im Ritz an und da ist er mit seinen 5 Minuten für Portugal.
Welchen Schauspieler hast du am liebsten interviewt?
Paul Newmann hat mir sehr gut gefallen. Auf dem gleichen Niveau ist Jack Nicholson, der hat ein unfassbares Charisma. Und es ist etwas Lustiges passiert, denn die Klimaanlage im Hotel war zu stark und wir haben uns dort im  Claridge’s in London dafür eingesetzt dass es so kalt wurde. Ein perfektes Kapitel für einen Kurzfilm “Rui Tendinha und Jack Nicholson”. Und ich bin ein sehr guter Synchronsprecher für Jack Nicholson, wenn ich das erzähle lachen die Leute immer.
 
Gibt es einen portugiesischen Namen, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ich habe Wagner Moura sehr gut in Erinnerung, als er den ersten „Tropa de Elite” gemacht hat. Ich war im Filmfestival in Rio mit Ihm und ich muss sagen er ist wirklich ein guter Typ. Die meisten meiner Freunde in der Berlinale sind Brasilianer. Heute z.B gibt es einen Abendessen mit Brasilianern, zu dem ich nicht gehen kann, aber ich wurde eingeladen… es ist das einzige portugiesische Abendessen.

 

Und zu guter Letzt: hast du was von Berlin während deines Aufenthalts? Kennst du die Stadt schon?
Ja. Ich kannte die Stadt schon. Ich kriege viele Einladung zu den Premieren hier am Potsdamer Platz. Oft komme ich für 2 oder 3 Tagen und mache Interviews bei den Premieren. Ich habe Freunde hier. Es ist eine Stadt in der ich gut klar komme und Genießen kann. Der Sommer gefällt mit natürlich viel besser. Plötzlich tauchen z.B. die Biergärten und die Stadt verwandelt sich in eine ganz andere Stadt. Aber trotzdem ist es im Winter interessant andere Orte kennenzulernen wie z.B. Fabriken die jetzt Clubs sind, das gefällt mir. Es ist mir schon passiert auf Partys von Film den zu sein, die in den unwahrscheinlichsten Orten sind und plötzlich steht da  Steven Soderbergh oder Daniel Brühl. Das ist in der Berlinale sehr interessant. Es gibt eine bestimmte Nähe zwischen Eingeladenen und Presse, die mir sehr gefällt und die hier sehr einzigartig ist.

 

Wir haben uns von Rui Pedro Tendinha verabschiedet, als er schon auf dem Sprung war zu einem Abendessen zu dem er kurzfristig eingeladen wurde, gerade noch rechtzeitig um eine Flasche Wein auf dem Weg zu kaufen. Nach einigen Stunden ging es für Ihn dann wieder zurück zum Berlinale Palast zum letzten Film. Gut dass es Red Bull gibt.
Interview: Rita Guerreiro
Übersetzung:  Miguel Schatzle Raposo
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